Der Terror der Bahn geht weiter


Die Tickets für die Reise nach London sind nun mit der Post angekommen. Wer glaubt, die Geschichte (Vorgeschichte hier lesen) hätte sich damit erledigt, der irrt.

Kurz zusammengefasst:
– Ich wollte kaufen: London-Spezial, angeblich € 49,- pro Fahrt. Hin- und zurück für 2 Personen, macht 49×4 = € 196,-
– Mir wurde am Telefon gesagt: Nicht erhältlich, ätsch, kostet € 212,-
– Ich kaufte dennoch und jetzt kam das Ticket und ich sehe, dass von meinem Konto € 232,- plus €3,50 Versandkosten abgebucht wurden.

Wie es zu so etwas kommen könnte, lässt sich wieder Anhand unseres rein fiktiven Busunternehmens „Bohn“ verdeutlichen. Das Beispiel hat natürlich überhaupt nichts mit der Wirklichkeit zu tun:

Busunternehmer Bohn möchte einen Bus nach London füllen, und zwar für möglichst teuer, um möglichst viel einzunehmen. Da bietet er den Kunden auch an, die Reise telefonisch zu buchen. Und anstatt die Telefonkosten zu übernehmen, lässt er diese auch noch den Kunden bezahlen, denn es ist eine gebührenpflichtige Nummer. Der Kunde sagt zwar: „Bitte rufen Sie mich zurück, ich möchte bei Ihnen was kaufen und Sie bekommen Geld dafür“, aber das interessiert den Bohn nicht, denn er hat Monopol-Stellung, obwohl er mittlerweile ein privates Profit-orientiertes Unternehmen ist.

Für Bohn arbeiten einige Angestellte, die die Tickets am Telefon verkaufen. Und weil Bohn auch bei der Mitarbeiterführung seine unmenschlichen Tricks kennt, belohnt er die, die mehr verkaufen und zahlt den Mitarbeitern einen Prozentsatz jeden Verkaufs.

Wir erinnern uns, in unserem Beispiel will Bohn die Tickets für € 200,- loswerden. Da seine Verkäuferin 10% bekommen würde (reine Erfindung), müsste sie für € 220,- das Ticket verkaufen, damit Bohn zufrieden ist.

Wie reagiert sie also, wenn man anruft und nach dem günstigsten Ticket nach London fragt?
Nun, sie sagt: „Oh, das gibt es das London-Spezial für €98,-! Wollen Sie das haben?“
Nachdem der Kunde bejaht hat und Adress- und Kontodaten angegeben hat, wartet er auf die Tickets und die Rechnung. „Bekomme ich noch eine Angebotsbestätigung? Oder Buchungsbestätigung?“ – „Nee, das geht gerade leider nicht, unser System wird umgestellt.“

Und dann kommt das Ticket für € 220,- an, Bohn ist zufrieden und der arme Kunde kann nichts beweisen, außer er hätte das Telefongespräch mitgeschnitten, aber das wäre ja illegal, ohne vorherigen Hinweis.

Zurück zu meinem Fall mit der Bahn. Natürlich wollte ich das alles nicht mit mir sitzen lassen und rief bei der kostenpflichtigen Nummer an. Eigentlich wollte ich eine E-Mail schreiben, aber auf dem Brief mit dem Ticket stand:

DB Vertrieb GmbH
Postfach 60 05 03
22205 Hamburg
Tel: 0180 5 99 66 33*
Fax: –
E-Mail: –

Geschickt. Der Stern bei der Telefonnummer bedeutete übrigens, dass ein Anruf dort Gebühren kostet. Ich landete in einem langen umständlichen Auswahlmenü und als ich schließlich mit einem Mensch sprach, ließ sich dieser erst möglichst lange das Problem schildern, um dann zu sagen: „Aha, ich verbinde.“

Die Person mit der ich dann verbunden wurde, unterbrach mich zwar schneller, aber fragte dann, warum ich dann bei ihr anrufen würde. Ich sagte, dass ich durchgestellt wurde, sie sagte, dass ich da falsch sei. Und ich wurde wieder verbunden.

Auch die 3. Person konnte mir nicht wirklich weiter helfen, das erfuhr ich aber erst, nachdem ich drei Mal erklären musste, was mein Problem sei. mir wurde noch vorgeschlagen, dass ich mit dem Kundendialog verbunden werden könnte, aber da hatte ich keine Lust mehr.

Auch meine Frage, ob denn meine Anrufe und Bestellung und wer sie bearbeitet hat und mir evtl. den falschen, niedrigeren Preis genannt hat, wurde verneint, denn das sei nicht mehr herauszufinden, bei 600 Mitarbeitern. Man könne nur feststellen, was tatsächlich gebucht wurde.

Als ich nachfragte, also könnte mir die Mitarbeiterin jeden beliebigen Preis nennen und dann einfach einen komplett anderen Preis abbuchen, gerade so wie es ihr gefällt? Kam dann nur „Da stünde dann Aussage gegen Aussage“.

Das nächste Mal schneide ich meine Gespräche mit der Bahn mit, das Beispiel mit dem Busunternehmen Bohn finde ich alles andere als absurd.

8 Kommentare

  1. Daniel

    Unfassbar…Kunde ist König und so…wir versuchen alles…thank you fr travelling…

    Wen wollen sie denn damit noch verarschen? Ich weiß schon, warum ich immer im Internet buche. Allerdings hat sich Mitfahrgelegenheit.de oder die anderen Anbieter dafür (natürlich nicht nach London) gundsätzlich bewährt, sodass meine Bahncard 50 mit Sicherheit nicht verlängert wird. Es wird Zeit, dass man mal öffentlich über Alternativen nachdenkt. Auf kurzen Strecken im Regionalverkehr sieht man ja, dass es auch besser, billiger und vor allem kundenfreundlicher geht. Die Bahn agiert so, als wäre ihr eh alles egal, weil sie ja schließlich das Monopol innehat.

    Ich verbleibe fassungslos…

  2. Petra

    Ja: Urlaub mit der Bahn ist Abenteuer von Anfang an. Besonders verschärft wird es, wenn Du nicht gut Deutsch sprichst. Wie sollen z.B. meine amerikanischen Bekannten dieses System durchschauen?

    Die Krönung ist aber, ein Fahrrad mitnehmen zu wollen (vgl. http://islandperrad.blog.de/2007/06/16/urlaub_mit_der_bahn_ist_abenteuer_von_an~2464923/ ). Da wirft auch die überzeugteste Umweltschützerin ihre Pläne über Bord und entscheidet sich am Ende doch zu fliegen. Kommt übrigens auch billiger und ist, was das Rad betrifft, wesentlich besser zu bewerkstelligen.

  3. Alissa

    Hallo!
    Ich wollte eigentlich über Sylvester nach London.
    Normalerweise fliege ich auch, jedoch habe ich nicht früh genug gebucht,
    zum anderen bin ich einmal mit dem Zug gefahren, was auch ganz ok war.

    Doch jetzt kann ich online leider nichts bestellen, weil das elektronische bestellverfahren nicht funktioniert übers Internet.
    Nur wenn ich jetzt so Sachen lese, dass die Bahn versucht einen zu betrügen, da weiss ich garnicht was ich jetzt machen soll.
    Ich würde ja auch mit dem Bus fahren, aber ich finde kein unternehmen, was günstig ist und wo halt „NUR“ die Busfahrt ohne Hotel etc. drinne ist…

    Kann mir Jemand helfen?

    • ui.

      „Betrug“ kann man der Bahn nicht unterstellen, sondern sich nur über die Geschäftsmethoden wundern. Allerdings ist es schon mutig, jetzt durch den Euro-Tunnel fahren zu wollen. Du hast halt die Möglichkeit ins Reisebüro der Bahn zu gehen oder in andere Reisebüros, die können dir bestimt weiterhelfen und noch eine Bus, Bahn oder Flugreise nach London verschaffen. Allerdings nicht über Sylvester, da ht Rocky sicherlich was dagegen, höchstens über Silvester.

  4. @ulf_der_freak

    Das hat was von Buchbinder Wanninger (Karl Valentin). Ich wurde mal 20 Minuten herumverbunden in Wien. Das war damals noch ziemlich teuer. http://weblog.hundeiker.de/item-1736.html

  5. Dirk

    Warum sollte ich für rund 200 Euro nach London fahren, wenn ich für weniger auch fliegen könnte?

  6. ui.

    Schön, Du hast es verstanden. Es geht allerdings um 2 Personen.

  7. Gilly

    Naja, immerhin leistest du nun mit deinen Tickets einen Beitrag zu den Übernahmeplänen der Bahn: http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E7DEA37A7F82F451E99BDC910AE4CE3D1~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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