Meine Oma zelebrierte kürzlich ihren achtzigsten Geburtstag. Ein feierliches rundes Datum! Mein Vater wusste, dass sich meine Oma ein Musiklexikon wünschte, ein edles fünfbändiges Nachschlagewerk, mit allen wichtigen Musikern und klassischen Werken.
Sie war zunächst sehr glücklich, als sie dies auch tatsächlich bekam. Als sie den ersten Band voller Vorfreude öffnete, fiel ein kleiner Zettel heraus, auf dem stand:
„Herzlichen Glückwunsch zum 50. Geburtstag, ihr Gesangsverein!“
Meine Oma verstand schnell, was das bedeutete. Mein Vater, ihr eigener Sohn, hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihr ein teures Geburtstagsgeschenk zu besorgen, sondern nur etwas weitergeschenkt, was er zu seinem eigenen Geburtstag ein halbes Jahr zuvor von seinem treuen Chor bekommen hatte.
Es war auch kein Zufall, dass mein Vater wusste, dass meine Oma so ein Lexikon haben wollte. Nein, sie hatte es ja bei ihm gesehen und ihm dies mitgeteilt! Der alte Schlawiner! Aber so läuft es mit dem Geschenke verteilen in meiner Familie. Wir wissen ja, dass wir uns gern haben, da müssen wir beim Schenken nicht so sorgfältig sein.
Vor ein paar Jahren bekam ich zu Weihnachten von meiner Mutter ein Parfüm geschenkt, welches sie selbst ausgesucht hatte. Selbstredend fand ich den Duft fürchterlich. Wer lässt sich schon von seiner Mama Düfte auswählen? Schnell fand ich den Mut, ihr zu sagen, dass mir das Parfüm nicht zusagt. „Na dann nehme ich es eben selbst, mir gefällt der Duft!“ freute sich meine Mutter. Dass es ein Herrenduft war, spielte überhaupt keine Rolle.
Das Jahr darauf, wieder an Weihnachten, hoffte ich, dass meine Mutter dazugelernt hätte. Doch das Eingepackte sah wieder verdächtig nach einem Eau de Toilette aus. „Mama, ich mag doch kein Parfüm von meiner Mutter geschenkt bekommen!“ – „Pack es doch erst mal aus, vielleicht gefällt es Dir ja!“, entgegnete sie. Ich packte es aus und seufzte. Es war nicht nur das gleiche Parfüm wie letztes Jahr, es war sogar dasselbe: Sie hatte das Jahr davor, das Parfüm ein paar Mal selbst benutzt und dann wieder sorgfältig eingepackt. Irgendwann sah sie es wohl herumstehen und kam auf die Idee, es mir zu Weihnachten zu schenken. Ein zweites Mal.
Einige Monate später, an meinem Geburtstag, schien alles glatt zu laufen. Kein Parfüm, sondern ein Buch. Da kann ja nicht viel schief laufen. Und es fiel auch keine Glückwunschkarte heraus. Allerdings war es das Buch, dass meiner Schwester zu Weihnachten geschenkt wurde!
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