Was mich an internationaler Politik immer wieder fasziniert, ist dass sie auf der gleichen Stufe abläuft wie Kleinkinderstreitereien im Sandkasten. „Meine Schaufel! nein, nein, meins meins! ich mach kaputt!“ Oder wie die Kinder in der Grundschule: „Igitt, der spielt mit Mädchen! Mit dem reden wir nicht mehr, Mädchen sind doo-oof!“
Und jetzt, wo die Merkel mit dem Dalai Lama gesprochen hat, macht China auf beleidigte Leberwurst und kommt nicht zu Treffen und sagt dies und jenes ab und wendet sich lieber Frankreich zu.
Im Großen und Ganzen spielt bei allem was weltpolitisch abläuft nur eine einzige Sache eine Rolle: wirtschaftliche Interessen. Und wirtschaftliche Interessen sind nur: „Das gehört mir! Ich will mehr! Du kriegst nix!“ Dummerweise hat China viel und deswegen kommt jeder angekrochen und niemand sagt „Du, Du, Du!“ wie die Eltern, die die streitenden Kindsköppe im Sandkasten dann wieder mal auseinander ziehen müssen.
Aber dass irgendein Politiker mal auf die Idee käme, das ganze als kindisch zu bezeichne, nein, so viel Ehrlichkeit besitzt niemand in dem Laden. Stattdessen veranstaltet die Weltgemeinschaft die olympischen Sommerspiele dort.
Nun ja, ich habe zwar die Hoffnung, dass so eine Veranstaltung Gedanken von Freiheit und Demokratie und Weltoffenheit nach Peking trägt, aber der Zyniker in mir glaubt, dass auch das IOC nichts anderes als wirtschaftliche Interessen bei der Wahl des Austragungsortes hatte. Und leider glaube ich auch kaum, dass sich die Menschenrechtssituation in China danach verbessern wird. Die Partei bezeichnet jeden Hinweis dann wieder als Einmischung in innere Angelegenheiten und macht fröhlich weiter.
Amnesty International will sich jetzt verstärkt China widmen. Amnesty ist eine große Menschenrechtsorganisation, bei der ich Mitglied bin. Ich mache nix, außer jährlich etwas zu spenden. Das ist nix, bei weitem nicht genug, vielleicht mehr als manch andere tun, aber jetzt, wo ich einen Brief erhalten habe, sollte ich vielleicht zumindest auf einige Dinge aufmerksam machen, anstatt auf der Webseite hier nur spaßig zu sein und die Augen vor allem Übel zu verschließen.
Amnesty berichtet davon, dass für den Bau der Sportstätten zahlreiche Häuser weichen müssen niedergerissen werden, ohne Entschädigung für die Bewohner. Auch Ye Guozhu sollte sein Haus und sein Restaurant verlieren, daher beantragte er eine Erlaubnis für ein Demonstration. Großer Fehler, denn zack wurde er wegen „Anstiftung zum Streit und Erregung öffentlichen Ärgernisses“ zu 4 Jahren Haft verurteilt. Dort wird er gefoltert, schließlich müssen ja „Disziplinierungsmaßnahmen“ angewendet werden. Er wird an der Decke an den Armen aufgehängt und geschlagen, z.B. mit Elektro-Schlagstöcken.
Bei so etwas fehlen mir die Worte. Wer Amnesty unterstützen will kann das mit Spenden oder anderen Aktionen tun, einfach auf der Homepage vorbeischauen.
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