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Wie man kein Vorstellungsgespräch organisiert | Reisebericht Amsterdam – Köln Teil 3

Teil 1 gibt es hier, Teil 2 hier.

Aber ich will noch kurz auf den Utrechter Bahnhof zurückkommen. Ich habe ja schon oft über die Hässlichkeit deutscher Bahnhöfe gesprochen, wie sehr so manche architektonischen faux-pas und Einrichtungs-No-No’s schmerzen, doch das nehme ich alles wieder zurück. Im Vergleich zu diesem holländischen Bahnhof sind die Deutschen Bahnhöfe wahre Design-Wunder. Da steht ja alles quer in dieser wirklich hässlichen Ghetto-Wellblechhütte über den Gleisen.

Der Bahnhof ist außerdem besiedelt von radioaktiven Killerspatzen. Diese Mutanten sind mindestens doppelt, wenn nicht gar vier mal so groß wie ihre gemeinen deutschen Vertreter und haben stellenweise ein bläulich leuchtendes Fell. Mit ihrer Art sich kamikazeartig auf Krümel zu stürzen jagen sie sogar den dort ansässigen Tauben Angst und Schrecken ein und bringen ihnen Unterwürfigkeit bei. Sie verursachen dabei einen derartigen Zwitscher-Lärm wie diese absolut nutzlosen Kirmesverkäufer, die so komische Pfeifen, die man in den Mund nimmt um Vogelgeräusche zu imitieren. Dass diese Kirmesverkäufer dieselben Leute sind, die sich vor den Zug werfen, um mich um mein Bewerbungsgespräch zu bringen, halte ich für ein Gerücht.

In den Niederlanden sind allerdings die Zugbezeichnungen ehrlicher. Ein Bummelzug etwa wird nicht als Regional-Express hochgelobt, wie es die Marketingfachleute der deutschen Bahn versuchen, sondern heißt auf den Punkt gebracht: Stoptrain.

Das Vorstellungsgespräch –  darüber zu schreiben ist mir jetzt zu persönlich. Nur so viel, ich habe keine Absage, aber auch keine Zusage. Ich gehe davon aus, das ist eine Absage, aber sie waren zu feige, es mir persönlich zu sagen. Schließlich bin ich ja extra aus Amsterdam gekommen.

Am Abend nach der Vorstellung verabredete ich mich dann mit einem alten Kollegen, der mir telefonisch die Bar mitteilte in der er sei. Allerdings verstand ich kein Wort. Das „Kreatheater“, so viel verstand ich noch, aber der Straßenname war für mich unwiederholbar: „Kröjnaarechtelingkröchchenjekenskenstraat“ Was? Also hielt ich dem beflissenen Taxifahrer das Handy ans Ohr. Es ist wohl ein Fehler zu denken, dass ein holländischer Taxifahrer mehr holländisch versteht, als ein dummer deutscher Tourist. Das wurde mir klar, nachdem der Taxifahrer nach einer kurzen Fahrt, bei der das Taxameter allerdings wie die Millisekunden bei einer Stopp-Uhr auf 20 Euro ratterte, mich vor dem „Carré-Theater“ in einer komplett anderen Straße ablieferte.

Weil ich nicht nochmal 20 Euro ausgeben wollte, machte ich mich auf, die halbe Stadt zu durchqueren. Eine kleine Wanderung, um abzukühlen wäre gar nicht schlecht. Die 20 Euro gab ich dann für Auslands-Handy-Gebühren aus, da ich ständig meinen Kollegen anrufen musste, um erneut nach dem richtigen Weg zu fragen.

Die Nacht durch trank ich Bier.

Noch kurz zur Rückfahrt am nächsten Morgen. Am Amsterdamer Bahnhof war der ICE nach Hause selbstverständlich nicht da. Und wieder gab es eine Durchsage, dass der Zug an einem anderen Gleis stehe. Diese Durchsage, obwohl dreisprachig vorgetragen verpasste ich fast, weil ich mich über diese Kriminellen aufregte, die Getränkeautomaten falsch bestücken, so dass man eine Coca-Cola Zero bekommt, wenn man auf die Taste für eine normale Coca-Cola drückt. Anscheinend operieren diese Leute international. Hoffentlich werden sie mal Kirmesverkäufer.

Ich schaffte es also noch rechtzeitig zum anderen Gleis, doch da stand kein ICE, sondern irgendein alter ungeheizter Kasten. In den sollte ich trotzdem einsteigen, der ICE würde nicht ab Amsterdam fahren, sondern dieser Zug würde uns über Utrecht und Arnheim nach Emmerich bringen, wo der ICE auf uns wartete.

Bis ich also in Köln war hatte ich wieder mehr als eine halbe Stunde Verspätung, doch jetzt musste ich ja nur noch in die Linie 16 steigen und schnell nach Hause … was ist das denn? „Wegen mutwilliger Zerstörungen fällt die Linie 16 aus“? Wahrscheinlich waren das frustrierte Bahnkunden…

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Wie man kein Vorstellungsgespräch organisiert | Reisebericht Amsterdam – Köln Teil 1

Folgendes war der Plan: Früh aufstehen, an den Bahnhof fahren, frühstücken und um 8:48 in den ICE steigen, der mich dann schnell Richtung Amsterdam bringt, wo ich an der Amsterdam Arena um 11:25 angekommen wäre und um 11:30 mein Vorstellungsgespräch absolvieren würde. Aber es kam dann doch anders.

Das frühe Aufstehen war überhaupt kein Problem, was an sich bei mir schon fast an ein Wunder grenzt. Das muss die Aufregung gewesen sein. Den zu kurz geratenen Schlaf würde ich im Zug nachholen können, ich penne da immer gleich ein.

Das erste Problem, dass sich mir in den Weg stellte, war die U-Bahn Station Chlodwigplatz. Die U-Bahnen haben ihre eigenen Spielregeln und der Fahrplan interessiert sie nicht die Bohne. Die Kölner wissen es, es fahren zwei Linien von dort, die 15 und die 16. Bis zum Barbarossaplatz fahren beide, ab da fährt die 15 auf den Ringen entlang und nur die 16 zum Hauptbahnhof.

Selbstverständlich war die Bahn, die als erste kam die 15. Na ja, kein Problem, warte ich eben noch etwas, zwei Minuten später soll ja die 16 kommen. Aber nix da, eine gefüllte Ewigkeit später kam eine Bahn, aber es war wieder die 15. Wieder wartete ich. Da aller guten Dinge drei sind, war auch die dritte Bahn die kam, nicht die von mir erwartete Bahn zum Hauptbahnhof.

Nun, ich hätte ja die 15 nehmen können und zum Barbarossaplatz fahren können und dort dann umsteigen, denn dort kommt aus einer anderen Richtung auch noch die 18 an, die dann zum Hauptbahnhof fährt. Vielleicht hätte ich da ein wenig Zeit sparen können. Hier tritt dann allerdings Murphys Law ein, denn sobald man in die 15 steigt und die Türen sich schließen, kommt dann sofort eine 16 und trudelt am Chlodwigplatz ein. Das stellt man allerdings erst am Barbarossaplatz fest, wo man um Umsteigen aussteigt. Allerdings liegen die beiden Plattformen sehr weit von einander entfernt, man muss ca. 200 Meter weit laufen und dazu noch Gleis und Ampeln überqueren. Wenn man also aus der 15 aussteigt und an der Kreuzung die schon lauernde 16 erkennt, dann ist es zu spät und man erreicht sie nicht mehr.

Man hätte sie erreicht, hätte man einfach am Chlodwigplatz gewartet. Aber hätte man am Chlodwigplatz gewartet, wäre sie einfach nicht gekommen. Ein Teufelskreis.

Irgendwann erreichte ich dann doch noch den Bahnhof, sogar zum Frühstück war noch Zeit. Ich schlang also ein Brötchen und goss einen Espresso herunter, hatte sogar noch Gelegenheit mir eine Zeitschrift zu kaufen. An dieser Stelle möchte ich mal erwähnen, dass der Zeitschriften-Laden im Hauptbahnhof eine Sauna ist. Wenn man sich mit dem Gepäck durch die Magazin-schnuppernden Leute zwängt herrscht eine gefühlte Temperatur von 70°! Da ist die Winterjacke auch nicht gerade förderlich.

Die riesige Fensterwand des Bahnhofs, durch die die ankommenden reisenden schon den tollen Dom erspähen können, diese imposante Fensterwand von der Größe eines IMAX-Kinos ist übrigens komplett zugeklebt mit einer einigen Weihnachts-Werbeanzeige von eBay. Igitt.

Aber ich schweife ab, ich wollte mir noch gerade einen frischen Saft holen, um die nötigen Vitamine zu erhalten. Da erhöre ich eine Durchsage, die ich nicht gerade gut anhört. Ein ICE habe 60 Minuten Verspätung aufgrund einer Gleissperrung. Zum Glück war es nicht mein ICE! Doch der Bahnhofssprecher meldete sich wieder: „Auch der ICE Nr. soundso nach Amsterdam wird mit einer Verspätung von ca. 60 Minuten eintreffen.“ ARGS – wie erreiche ich jetzt mein Bewerbungsgespräch?

Die Fortsetzung ist hier.

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