Selbstverständlich ging das wieder nicht gut. Auf meiner Reise von Hamburg nach Köln hatte ich festgestellt, dass mindestens alle Stunde ein Zug die Strecke fährt, also machte ich mich gar nicht erst daran, im Voraus zu buchen. Kam also irgendwann paar Minuten nach 13 Uhr am Kölner Hauptbahnhof an und stellte mich an den Fahrkartenautomaten, um den nächsten Zug zu buchen.
Der wurde mir auch angezeigt, ein IC um 13.11 Uhr, ohne Umsteigen. Klar, den nehme ich. Als ich aber endlich fertig war, die vielen Tasten zu drücken, Sitzplatzreservierung ja/nein, PIN-Nummer der EC-Karte, Bahn-Bonus-Punkte sammeln oder nicht, etc. etc. etc. war es bereits 13.11 Uhr.
Na ja, der Automat muss wissen, was er mir verkauft, wahrscheinlich hat der Zug Verspätung. Das dachte ich zumindest, doch obwohl ich ans Gleis hetzte, den Zug erreichte ich nicht mehr. Der Kölner Bahnhof ist ja so dämlich konstruiert, dass man auch erst tatsächlich auf dem Gleis sieht, ob man den Zug verpasst hat, er gerade da steht oder er noch kommt.
Nun gut, ich wusste, dass es noch einen IC 13.13 Uhr gab, zwar mit einmal Umsteigen, aber mit gleicher Ankunftszeit. Praktisch, nicht wahr? Doch selbstverständlich fuhr der von einem anderen Gleis los, und mit meinen 40 Kilo Gepäck und einem Haufen lahmarschiger Menschen vor mir, die vor lauter miteinander Tratschen das Laufen vergessen, erreichte ich auch diesen Zug nicht mehr.
Kein Problem, der nächste Zug würde 13:49 fahren. Ein ICE sogar, aber mit einmal in Hannover umsteigen. Das schöne daran, ich muss jetzt irgendwo einen ICE-Zuschlag oder derartiges kaufen, mal schauen, ob das im Zug geht. Und ich muss irgendwie organisieren, dass ich in Hamburg den Schlüssel zu meiner Unterkunft bekomme, denn den sollte ich bis spätestens 18 Uhr abholen. Das würde knapp werden, wenn alles gut liefe, würde ich um 17:55 am Hauptbahnhof ankommen.
Der Schaffner kam dann auch an und ich schilderte ihm mein Problem. Er sagte: „Und über welche Verbindung möchten Sie dann fahren? Über Hannover?“ – „Ja, was wäre denn am Besten?“ antworte ich. „Na das frage ich Sie!“ herrschte er mich an.
Letztendlich verkaufte er mir aber eine ICE-Zuschlag, ich musste ihm nur noch meine Bahnkarte geben. „Punkte sammeln?“ fragte er. „Ja, wenn das geht?“ antwortete ich bescheiden. „Wäre ja doof, wenn ich fragen würde, ob sie Punkte sammeln wollen, wenn das nicht geht!“ belehrte er mich. Er hatte ja Recht, aber wann begegnet mir endlich mal ein netter Schaffner?
7 Euro kostete der Spaß, ich gab ihm 52, damit er mir besser raus geben konnte.
„Haben Sie das Kleiner?“
„Nein, leider nicht.“
„Schauen Sie nochmal nach!“
„Okay. Nein, hab ich leider nicht.“
„Das kann ich nicht wechseln.“
„Oh. Tja dann. Nehmen Sie EC-Karte?“
„Nein.“
„Und nun?“
Nun, keine Ahnung, was passiert wäre, wenn er wirklich nicht wechseln könnte, er murmelte irgendwas von Belegquittungsrechnungseinreichungsformular oder etwas ähnlichem oder komplett anderem, aber er nahm missmutig seine private Geldbörse, wo er massig Scheinchen zum Wechseln hatte.
„Vielen Dank.“ sagte ich.
„Was?“ sagte er.
„Nichts, schon okay.“
Einen Bahnhof später stiegen einige Leute zu und er musste seine Runde machen. „Noch zugestiegen?“ fragte er durch die Reihen. Auch bei mir machte er halt, er hatte vergessen, dass er gerade bei mir war. Einen Sitz hinter mir gab ihm ein indischer Business-Mann die Fahrkarte. „Da fahren sie aber nicht so die richtige Route“, sagte der Schaffner.
„Soddy?“ fragte, der Inder, der kein Deutsch sprach. Da der Schaffner aber weder der englischen noch der indischen Sprache mächtig war, überlegte er kurz, entschied sich dann einfach ohne weiteren Hinweis die Karte zu knipsen und sagte nur: „Schöne Reise noch.“
„Soddy?“ sagte der Inder.
In Hannover musste ich umsteigen und natürlich hatte er Zug, in den ich steigen sollte, Verspätung. In Hannover kommen die Bahnsteig-Ansagen von einer computergesteuerten Stimme. Als die Ansage, dass der Zug ein paar Minuten Verspätung haben würde, fertig war, fuhr der Zug ein.
Der war ziemlich voll, so dass ich Mühe hatte, mein Gepäck unterzubringen. Ansonsten war alles in Ordnung. Bis auf meinen Sitznachbarn. Der hatte ein Handy mit Touchscreen und einen kleinen Plastikstift, mit dem man auf das Display tippt. Eine ganze Stunde lang hat er Termine aus seinem Notizbuch übertragen. Dummerweise hat jede Berührung des Stiftes mit dem Bildschirm ein akustisches Signal, ein elektronisches „klack“ ausgelöst und das Ganze nicht einmal leise. Es hat mich in den Wahnsinn getrieben, letztendlich bin ich aber doch in Hamburg angekommen.
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