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Eilmeldung: Gaddafi NOCH NICHT tot

Im Moment spielt Twitter gerade verrückt und es gehen Meldungen herum, dass Muammar al Gadaffi tot sei:

Der Chefredakteur des syrischen pro-demokratischen Satellitensenders Barada TV schrieb um 23:04:

„First to tweet this from on-ground sources and I can confirm: #GADDAFI IS DEAD. He was shot dead by #FF in #Tripoli. #Libya“

[random]

und bereits um 22:20:

„CONFIRMED: Mu’amar #Gaddafi, leader of #Libya for 42 years, has been shot DEAD in vicinity of Rixos Hotel in #Tripoli. #FF“

Nun ist es aber so, dass Al Jazeera im TV berichtet hat, dass Gaddafi gestorben sei. Der Nachrichtensprecher habe sich versprochen und meinte „verhaftet“ statt gestorben und Gaddfis Sohn statt Gaddafi selbst.

Die Frage ist allerdings wo Gaddafi gerade ist, angeblich sei er gerade im Staats-Fernsehen gesehen worden und habe bestätigt, dass Tripolis gefallen sei. Aber das sind alles Gerüchte, der Typ von Barada-TV hat wohl einen Versprecher gehört, diesen als ernsthafte Quelle bezeichnet und sich aufgespielt als ob er alles wüsste und seinen Tod bestätigt.

UPDATE: Mittlerweile entschuldigt sich der Typ:

MalikAlAbdeh CORRECTION: Source in #Tripoli who has been v. reliable got his wires crossed. A lot of confusion out there. #Gaddafi is ALIVE. Just about.

Was auch interessant ist (na ja) – CNN schreibt Gadhafi, Wikipedia und spiegel schreiben Gaddafi.

Heute Koran verbrennen live auf allen Kanälen

Es ist mal wieder der 11. September. Ein irrer Typ aus Florida und seine gerade mal 50-köpfige große Gemeinde haben heute was vor, bzw. sie hatten was vor. Aufgrund der Konfusion, weiß niemand mehr genau, ob sie heute ihr Vorhaben wahr machen 200 Korane zu verbrennen (mittlerweile weiß man, dass das heute nichts wird, da der Pfarrer nicht zu Hause ist, sondern in NYC). Sie halten das aus irgendeinem Grund für eine gute Idee. Es sind Idioten, aber Idioten, denen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Es gibt nur eine Sache, die noch idiotischer ist: Die Reaktionen auf diese Aktion. Die Empörung, die allein die Nennung des Wörtchens „Bücherverbrennung“ aufkommt. Die Verbrennung des Korans ist eine symbolische Aktion, die genau das Erreichen will, was sie dann doch erreicht: 1. Muslime ärgern, 2. mediale Aufmerksamkeit. Das kann man den Spinnern doch nicht geben! Die richtige Reaktion für Muslime wäre Schulterzucken und die richtige Reaktion für die Medien wäre, die Gemeinde im verborgenen lassen, wo sie war und dem amerikanischen Sarrazin keine Intervieweinladungen schicken, damit er sich größenwahnsinnig selbst darstellen kann. Was bringt es, wenn die Fernsehsender zwar Empörung über die Aktion heucheln, dann aber mit hunderten von Kamerateams an der kleinen Kirche stehen, um zu filmen, wie der Koran verbrannt wird?

Auch die angeführten Gründe gegen die Aktion sind fadenscheinig: Diese Aktion und ihr Echo würde das Leben amerikanischer Truppen gefährden. Nein, nein, das stimmt ja nicht. Die Reaktionen auf die Koranverbrennung gefährden amerikanische Truppen, nicht die Koranverbrennung selbst. Das Leben amerikanischer Truppen ist generell gefährdet, schließlich sind es Soldaten. Den Koran zu verbrennen ist scheiße. Aber nicht, weil dann Islamisten evtl. reagieren und Anschläge verüben, sondern weil eben Koran verbrennen scheiße ist. Und weil Terroristen noch beschissener sind, macht es das Koran Verbrennen nicht richtiger.

Müsste eigentlich jedem klar sein, dass man Dialog sucht und nicht einfach die Gefühle der (in diesem Falle muslimischen) Mitmenschen verletzt, nur weil man Bock drauf hat, eine saublöde Aktion zu starten.

Andererseits sollte man aber auch mal gut sein lassen. Heutzutage im digitalen Zeitalter sollte eine Bücherverbrennung doch niemand hinter dem Ofen hervorholen. Nur weil die Nazis es gemacht haben. Klar ist es doof, ein Buch zu verbrennen, aber mittlerweile kann man Bücher nicht mehr einfach so ausrotten. Wenn man 200 Exemplare des Quran verbrennt, macht das nix kaputt. Im Gegenteil, es steigert die Auflage. Der Koran ist immer noch da, selbst wenn die Gemeinde in Florida jeden Tag 200 mal den Koran verbrennt.

Was meint ihr eigentlich, was Verlage mit ihren überschüssigen Exemplaren machen, wenn sie ihre Auflage nicht verkauft bekommen?

Und eins muss auch noch klar sein: Bücher verbrennen ist immerhin besser als Menschen zu verbrennen.

Marco W. – Fan wünscht mir Tod durch Selbstmordattentat

Als Reaktion auf meinen Artikel über Marco W. habe ich einen anonymen Brief einer offenbar geistig verwirrten Person bekommen.

Erst einmal ist die Reaktion sehr verwirrend. Da ist jemand sauer auf meinen Artikel und auf meine „türkischen Freunde“. Aber wer macht sich die Mühe , auf einen Blog-Eintrag statt mit einem Comment oder einer E-Mail zu reagieren, meine Postanschrift im Impressum zu suchen und eine Drohung per Post zu senden? Soll das heißen „Pass auf, ich weiß wo Du wohnst!“ oder ist da einfach jemand zu dumm für die Kommentarfunktion?

Wie dem auch sei, da kein Absender dabei ist (der Brief ist allerdings unterschreiben!) kann ich nicht antworten. Da diese Person aber wohl meine Seite liest, kann ich hier reagieren. Daher hier der Abdruck des Briefes in kursiv (Rechtschreibung beibehalten) und meine Kommentare dazu:

Hoch lebe der Islam!

Hoch lebe ein unversehrtes Hymen. Am besten, Sie schauen selbst mal nach dem Rechten!
Für die Belohnung mit 50 oder 70 Jungfrauen, die laut Koran im Paradies warten, schlage ich vor, daß Sie sich per Selbstmord-Attentat dorthin katapultieren!

Also wer mir den Tod wünscht, sollte dann doch bitte genau wissen, wie viele Jungfrauen da auf mich warten. 20 Mehr oder weniger ist ja schon ein Unterschied. Wer so schimpft, sollte schon genauer wissen, über was er schimpft. Eigentlich sind es ungefähr 72. Dass festgehalten werden muss, dass der Koran keine Selbstmordattentäter belohnt, zeigt, wie verblendet und voller Hass sich die unterschiedlichen Religionen gegenüberstehen, anstatt einen gemeinsamen Weg zu finden. Aber das hat ja eigentlich so gut wie gar nichts mit meinem Artikel zu tun.

Weiter:

Herzlichen Glückwunsch dazu!
Vorher noch ein kleiner Hinweis auf einen Widerspruch in Ihrer Homepage:

Sie schreiben im letzten Satz, daß viele noch nicht mal den Nachnamen von Marco kennen.
Gleichzeitig kritisieren Sie die Presse, warum der Name von Charlott bekannt ist.
Was soll nun die Presse machen – die Namen bekannt geben oder nicht ???

Aua, wer schreibt da? Die drei Fragezeichen? Justus, mit mehr Satzzeichen wird Deine Aussage auch nicht besser. Zweitens, was ist denn dann der Nachname von Charlotte? Also um es ein weiteres mal klar zu stellen, ich habe kritisiert, dass die Presse versucht an Charlotte ran zu kommen. Charlotte ist ein potenzielles Vergewaltigungsopfer, dass erst mal geschützt werden muss. Und auch wenn es nur ein 13-jähriges Mädchen ist, dass Unsinn redet, auch dann muss sie vor der Öffentlichkeit geschützt werden. Es ist überhaupt nicht zu rechtfertigen, dass Journalisten ihre Identität ausfindig machen und vor ihrer Schule lauern. Was Marco angeht, so sehe ich das genauso. Auch er muss geschützt werden.

Mein Kommentar über seinen Nachnamen, war auf die bezogen, die sich plötzlich mit ihm identifizieren, ihn als Freund betrachten und ihn ausnutzen, um ihren Hass auf alles andere zu untermauern. Falsche Freunde also – so jemand wie mein lieber Briefe-Schreiber. Und wenn man sich als Freund von jemandem sieht, sollte man auch seinen Nachnamen kennen – ohne dass er in der Presse steht.

„EINE GANZE NATION AUF DER SEITE EINE VERGEWALTIGERS“

Ja, ich kenne die Überschrift meines Artikels, aber da war ein Fragezeichen dran.

„In dubio pro reo – „im Zweifel für den Angeklagten“, Herr Wolff, Ihnen fehlen gravierende Kenntnisse des Rechts.“

Also das lasse ich mir doch nicht von jemandem sagen, der zu Selbstmordanschlägen auffordert! Und dann auch noch zu blöd ist, den gesamten Artikel im Zusammenhang zu lesen und nach ein paar Sätzen schon vergessen zu haben, was ich geschrieben habe! Die ganze Aussage meines Artikels war eigentlich, dass ich mich zu dem Fall nicht äußere, denn über das nicht abgeschlossene Gerichtsverfahren weiß man zu wenig und das ist auch gut so. Außerdem schreib ich direkt am Anfang des Artikels:

„Aber bevor ich missverstanden werde: Auch ich halte Marco zunächst für unschuldig.“

und

„Und weil ein Urteil noch nicht gesprochen wurde, gilt bis dahin die Unschuldsvermutung.“

Da muss mir niemand blöd mit „in dubio pro reo“ kommen, denn durch die Presse und dieses Fan-Getümmel von Marco W. -Fans, die schlimmer sind als Tokio Hotel – Fans, wurde Charlotte vorverurteilt, sogar bevor eine Aussage vorlag.

Außerdem bezieht sich „in dubio pro reo“ auf Gerichtsurteile. Und bis dahin sollte sich jeder zurückhalten. „Der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“ wird nicht bei der Beweiswürdigung angewendet, sondern erst dann, wenn nach abgeschlossener Beweiswürdigung noch Zweifel verbleiben.“

Aber zu mir sagen ich hätte keine Ahnung, der traut sich was! Da kriegt jemand sein gefährliches Halbwissen aus der Bildzeitung und dem PI-news Blog und anderen Hetzblättern und meint dann, er wüsste was.

Lassen Sie sich weiterhin feiern von Ihren türkischen Freunden.

Hm, meine Seite ist in der Türkei nahezu unbekannt, ich hatte insgesamt erst 12 Seitenbesucher aus der Türkei, davon kein einziger aus Alanya.

Und fühlen Sie sich in Hochstimmung über die g r o ß a r t i g e Leistung I h r e r Einschätzung des Falles und I h r e r Vorverurteilung.

Also nochmal. Eine Vorverurteilung ist, wenn man behauptet Marco sei schuldig. Eine Vorverurteilung ist auch, wenn man behauptet Marco sei unschuldig. Die meisten Medienbeiträge machten sich dessen schuldig. Ich habe behauptet, ich wisse nicht, ob Marco schuldig sei oder nicht und das ist keine Vorverurteilung, außer für verblendete Narren. Und geht total am Punkt meines Artikels vorbei. Aber warum schreibt jemand einen Brief, wenn er den Artikel komplett überhaupt nicht kapiert hat?

„Bosheit ist kein Lebenszweck“ – das schreibt Wilhelm Busch in „Max und Moritz“, – falls Sie dies kennen -.“

Und falls ich es nicht kenne, schreibt er es nicht?

Manche Menschen fühlen sich offensichtlich sehr wohl damit. Sie können sich allerdings auch entschuldigen mit: das hat es immer schon gegeben. Und man braucht ja nichts dazulernen – um Gottes Willen, wo käme man da hin?

Hoch lebe der Islam!

Wo käme man da hin? Ja, wirres Gebrabbel. Erinnert mich an einige Kommentare. Oder an Susanne Osthoff

Eine ganze Nation auf der Seite eines Vergewaltigers?

Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir, sollte es tatsächlich so sein, dass nicht Marco, sondern Charlotte in diesem wirren Fall Recht hatte. Aber bevor ich missverstanden werde: Auch ich halte Marco zunächst für unschuldig. Allerdings nur, weil ich mir kein Urteil bilden kann, denn ich war nicht dabei. Und weil ein Urteil noch nicht gesprochen wurde, gilt bis dahin die Unschuldsvermutung.

Vor allen Dingen die Politiker sollten sich zurückhalten., auch wenn der Mob nach ihnen ruft und die Gelegenheit gibt, sich populistisch in Szene zu setzen. Kein Politiker mischt sich in Gerichtsverfahren im Inland ein, da sollte er sich erst Recht nicht in Gerichtsverfahren im Ausland einmischen. Gleiches gilt für die Medien. Lasst die Berichterstattung sein. Ciao, Marco, ciao.

Das Faszinierende an dem Fall ist ja einzig und allein das ganze Drumherum. Vor allem die die komplett einseitige Berichterstattung hierzulande. Fast jeder Zeitungsartikel zu dem Thema ist ausschließlich gefüllt mit emotionalem Gejammere und Geschimpfe, in dem versucht wird, mit Marco zu solidarisieren und alles, was nicht Marco ist, zu verurteilen: Charlotte, die Mutter und alle anderen Engländer, außerdem den türkischen Richter, das türkische Rechtssystem und natürlich alle Türken.

Schon verrückt, dass eine ganze Nation plötzlich einer Meinung ist, wenn es um jemanden geht, der eventuell versucht hat, eine 13-jährige zu vergewaltigen, bloß weil es eben ein Deutscher in der Türkei war und das Opfer eine Engländerin. Normalerweise wird doch an Stammtischen überall nach einer strengeren Justiz gerufen. Vor allem wenn es sich um Kinderschänder, kriminelle Jugendliche oder Ausländer, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, handelt.

Stellen wir uns mal vor, einem 17-jährigen Türken, wäre im Urlaub in England genau dasselbe zugestoßen und bei einer 13-jährigen Deutschen im Bett gelandet. Nie im Leben würde die Bildzeitung titeln „Lasst Murrat endlich frei!“ – im Gegenteil, auch das würde genutzt werden, um gegen die Türkei und gegen England zu hetzen.

Ich weiß tatsächlich nicht, ob Marco ein unschuldiger Junge ist oder ein böser Bube, es ist für alle, die nichts persönlich mit dem Fall zu tun haben eigentlich auch schnurzpiepegal. Ich würde nur gerne mal in Bild & co und auch in den seriösen Medien glänzende Fakten sehen, anstatt einzig und allein sensationelle Schlagzeilen und stumpfe Meinungsmache. Dass Marco dachte, Charlotte sei 15, denn sie habe ihm gesagt, dass sie 15 sei, wird überall als Fakt dargestellt. Dass in dieser Sache Aussage gegen Aussage steht, wird meist nicht einmal erwähnt. Dass Charlotte Marco ihr wahres Alter gesagt haben könnte, die Möglichkeit besteht gar nicht. Dass Charlotte eine potenzielles Vergewaltigungsopfer ist, dass Hilfe braucht und keinen Medienrummel, wird auch nicht bedacht. Stattdessen lauerten deutsche Journalisten an ihrer Schule auf. Kein Wunder, dass die Mutter – die ja laut Volksmeinung das Böse schlechthin ist – sich abschottet.

Niemand denkt an das Mädchen, dass egal was herauskommen wird, verloren hat. Im für alle günstigsten Fall hat sie eine Mutter, die ganz krass ihre Aufsichtspflicht verletzt hat und ihren Job wohl ziemlich kacke macht. Im schlimmsten Falle wurde sie vergewaltigt – mit 13 Jahren!

Es ist vollkommen klar – ob Vergehen oder nicht – dass ein 17-jähriger nicht so lange in Untersuchungshaft gesteckt werden soll. Aber weder Politiker, noch Zeitungen, noch Stimmungsmache mit ausländerfeindlichen Tendenzen, wird Marco etwas nützen. Die Gesetze und die Rechtssprechung in der Türkei werden sich nicht aufgrund der Aussagen von deutschen Politikern sowie Protesten von Bild-Lesern und Marco-Sympathisanten plötzlich ändern.

Und die Blogosphäre macht fröhlich mit beim dümmlichen Stammtischgerede, die fremdenfeindliche Ressentiments anklingen lassen. Auch wer nichts zu sagen hat, weil er – wie so viele – einen SEO-Blog hat, lässt es sich nicht entgehen, die Chance zu nützen Vorurteile und gefährliches Halbwissen zu verbreiten. Zum Glück sehen einige wenige andere Blogs den Fall genauso kritisch wie ich: Siehe hier

An die ganzen Leute, die durch diesen Fall plötzlich eine Beschäftigung gefunden haben, da sie nun Mahnwachen abhalten können oder Leserbriefe und Webseiten-Kommentare vom Stapel lassen können, die von kriminellen Türken in Deutschland erzählen, die hier viel zu nett behandelt werden und eingesperrt gehören und von einem unschuldigen Deutschen, der in der Türkei eingesperrt ist, weil man dort noch im Mittelalter sei – diese Leute sollten mal Bedenken, dass im Ausland 1500 Deutsche im Knast sitzen, deren Fälle mindestens genauso kontrovers sind, um die sich aber kein einziger Politiker und kein Presseorgan kümmert. Soll heißen, ihr werdet nur instrumentalisiert. Fangt mal selbst an zu denken, anstatt Euch für jemanden einzusetzen, der sich mit 13-jährigen Mädchen ins Bett legt und von dem viele von Euch noch nicht mal den Nachnamen kennen.

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