Der Köln-Düsseldorf Konflikt ist ja allgemein bekannt, es gibt allerdings in Deutschland einen noch viel schlimmeren Konflikt. Villingen-Schwenningen ist ein Dorf, dessen beide Teile, das katholische Villingen und das protestantische Schwenningen so verfeindet sind, dass der Nordirland-Konflikt dagegen wie Pustekuchen erscheint.
Ich hatte kürzlich einen Auftritt in Villingen und erfuhr so einiges darüber. Die Villinger sind auf keinen Fall Schwaben, nein, Villingen gehört zu Baden, aber Schwenningen hingegen ist schwäbisch. Schwenningen sei industriell und arm, Villingen reich und schön. An Fastnacht verprügeln die Schwenninger die Villinger und umgekehrt, sofern sie unter den Masken zu erkennen sind und früher hatten einige alte Villinger an Karneval tatsächlich Schilder mit denen die Schwenninger empfangen wurden auf denen stand „Früher waren die Juden dran, jetzt die Schwenninger“.
Dennoch war mein Empfang dort sehr herzlich, man muss nur aufpassen, dass man nicht sagt „Liebes Publikum, ich freue mich, heute mal im Schwabenländle zu spielen.“
Als ich am Bahnhof ankam und mit meinem von Google Maps ausgedruckten Stadtplan lostigerte, sprach mich direkt ein freundlicher älterer Herr an: „Suchen sie was?“ Er meinte es aber nicht böse, sondern wollte mir behilflich sein, den rechten Weg zu finden. Allerdings konnte er weder Karten lesen, noch kannte er sich in seinem Ort aus, aber er wollte mir unbedingt helfen. Ich wusste den Weg schon längst, aber er ließ sich die Karte nicht wieder aus der Hand nehmen und gab erst Ruhe, als er den Weg selbst auch fand. Villingen ist nämlich von 4 Stadttoren umgeben, in jeder Himmelsrichtung eins. Eines davon steht allerdings nicht mehr, aber die verbleibenden 3 Stadttore sehen sich zum Verwechseln ähnlich, so dass die Villinger selbst ständig in die falsche Richtung laufen.
Über Schwaben sagt man ja, sie seien geizig, mit dem Vorurteil darf man aber bei den Badensern nicht ankommen, obwohl die eigentlich genauso geizig sind. Zumindest, was Straßenschilder angeht. Und auch der Grieche, in dessen Ratskeller ich spielte, war auf Sparkurs (eigentlich nicht verwunderlich bei Griechen) – die Toiletten hatten diese berühmt-berüchtigten Einzelpapier-Spender.
Als ich auf der Bühne aufbaute, ca. 90 Minuten vor dem Auftritt, kam eine Dame zu mir in den Saal und sagte: „Hallo! Ich komme heute Abend nicht zu ihrem Auftritt!“ und schüttelte mir die Hand. Ich war leicht verwundert, aber sie fuhr fort: „Aber ich habe heute was in der Stadt gesehen, dass habe ich fotografiert und möchte es Ihnen geben, weil es passt.“ und sie händigte mir ein Foto aus, mit einem Glückskäfer der sich gerade entpuppt. „Viel Glück!“ wünschte sie mir und verschwand.
Zwei Leckerlis entdeckte ich noch in der Fußgängerzone, zum einen das Plakat des CDU-Landkreis-Kandidaten, der – natürlich mit obligatorischem Schnurrbart – seinen Hammer-Wahlspruch verkündet, der da lautet:
„Mit mir kaa mer schwätze“
Wirksamer Spruch, oder? Das ist doch genau, was wie brauchen, Politiker, die einfach nur labern.
Und zu guter letzt sah ich noch den Laden, der einfach alles hat, haltet Euch fest, seid geschockt:
Choc & Pop. Hot Dogs gab es auch noch. Und eben Crepes, Schokolade und Popcorn. Ich glaube aus dem Laden kommt man nicht lebend raus, ich weiß allerdings nicht, warum unten auf dem Plakat auch noch „Coffeeshop“ stand, man weiß ja, was es da gibt und „Vitamin Bar“. Vitamine? Wo denn?
Neueste Kommentare