Und wieder hatte ich den Plan zum Chlodwigplatz zu gehen und mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof zu fahren. Nach dem letzten Dilemma des Wartens auf die 16 entschloss ich mich diesmal, einfach mit der gerade ankommenden 15 zum Barbarossaplatz zu fahren und dann dort eben umzusteigen. Einen Versuch war es wert.
Doch schon nach einer Station war Schluss. Ach was, vorher schon! An der Ampel der Kreuzung vor der Station Ulrepforte blieb der Wagen stehen. Völlig normal, vielleicht steht die Ampel ja auf rot. Doch nach 5 Minuten wurde mir dann etwas langweilig. Erst nach 10 Minuten bequemte sich der Fahrer, eine Durchsage zu machen:
„Sehr geehrte Fahrgäste, hier geht es jetzt nicht weiter. Da am Barbarossaplatz der RTH erwartet wird gibt es einen Rückstau der Bahnen. Ich werde jetzt auch die Türen öffnen und sie können aussteigen, allerdings auf eigene Gefahr!“
Natürlich sagte er nicht, wann es weitergehen würde. Natürlich wurde einem das auch nicht bereits am Chlodwigplatz gesagt, wo es schon feststand, dass die Züge von Ulrepforte bis Barbarossaplatz (immerhin 3 Stationen) feststecken. Natürlich hatte ich mir ausnahmsweise eine dieser saumäßig teuren Fahrkarten gekauft, nur so aus Nettigkeit dem KVB gegenüber, ab und an kann man das ja mal machen, anstatt gerechtfertigt schwarz zu fahren.
Ausgerechnet dann klappte nix. Aber ich hatte ja einen Zug am Hauptbahnhof zu erreichen. Also stieg ich aus. Was nun? Am Ulrepforte Gleis sah ich direkt vor der 15 die 16 stehen, ha, welch Ironie. Sollte ich also zum Barbarossaplatz laufen und von da aus sehen was geht? Oder die Straße Richtung Neumarkt laufen, weil da doch der Bus entlang fährt. Und von Neumarkt bis Hauptbahnhof ist ja nicht so weit.
Ein paar Meter weiter sah ich schon das Mediamarkt-Werbeplakat, ein untrügliches Zeichen dafür, dass da auch eine Bushaltestelle sein müsse. Kleine Bemerkung am Rande, ich glaube es gibt mehr Mediamarkt Werbung, als alle andere Werbung zusammen. Ach so, dann ist Geiz doch nicht geil? Ich lief also dahin, aber es entpuppte sich tatsächlich nur als Werbewand, keine Bushaltestelle in der Nähe. Ich lief also weiter, ich wollte den Zug ja irgendwie bekommen. Wenn ich lief sage, meine ich nicht Gehen, sondern tatsächlich Laufen.
Ich will kurz vorweg nehmen, ich habe den Zug erreicht. Der ICE auf der Hypergeschwindigkeitstrecke zwischen Köln und Frankfurt. Da wirken unglaubliche Fliehkräfte, die mich am Tippen hindern wollen und es wackelt alles wie verrückt. Warum? Ich dachte, Züge fahren auf Gleisen?
Wie dem auch sei, kam ich dank meiner Wanderung auf die Severinsstraße. Da ist auch eine U-Bahn zum Neumarkt. Wie die Sardinen waren die Leute darin eingequetscht, so dass ich dachte, dass vielleicht das ganze Netz zusammengebrochen ist und mich entschied, lieber weiter Richtung Hauptbahnhof zu laufen.
Schließlich gibt es ja den 133, der fährt zum Heumarkt, den könne ich ja nutzen, um ein paar Meter zu sparen. Da ist ja auch schon einer! Hundert … zweiunddreißig? Nanu, fährt der auch zum Neumarkt? Ich frage die Fahrgäste und springe noch schnell auf, als sie bejahen.
Zwei Stationen später, am Heumarkt, setze ich meine Wanderung Richtung Dom und Hauptbahnhof fort. Doch da sind ja die verdammten Weihnachtsmärkte dazwischen, die man ja eigentlich liebt, aber nicht, wenn man mit Rucksack und Koffer durch die besoffenen Glühwein-trinkenden Vorstädter mit lustiger Nikolausmütze als Ausdruck gemeinsamer Individualität hindurch muss.
Na irgendwie hab ich es dann doch an den Hauptbahnhof geschafft. Hab dann noch kurz einen 132er Bus entdeckt und festgestellt, dass der vom Heumarkt weitergefahren wäre, direkt zum Hauptbahnhof. Warum hat mir das keiner gesagt? Na gut, ich hab ja auch keinen gefragt.
Am Hauptbahnhof selbst sehe ich die Anzeigetafel der U-Bahn. Ganz viele Züge der Linie 16 sind in der Zwischenzeit angekommen. Was auch immer der RTH ist und was er wollte, er war anscheinend viel schneller, als der U-Bahnfahrer vermittelte. Ich hätte also sitzen bleiben sollen.
Im Zug die Zugchefin spricht ihre Ansage wieder so nett auf englisch „wällkom änd senk ju foa träwweling wisse deutsche bahn … bla bla bla … weia Mannheim and Karlsruh. Mei Näijm is Mandy Sandig.“
Mandy Sandig? Böse Eltern das. Böse, böse.
Das schreiende Kind der Illuminati ist übrigens auch wieder im Waggon. Diesmal schreit es aber nicht nur, sondern rennt dabei durch die Gänge. Ist es in diesem Fall erlaubt, ein Bein zu stellen? Es weint und schreit „Mein Pferd, mein Pferd!“ Ja, mein Königreich für ein Pferd.
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