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Wie man kein Vorstellungsgespräch organisiert | Reisebericht Amsterdam – Köln Teil 2

Teil 1 des Berichts ist hier zu finden.

Die Stunde Wartezeit verbrachte ich damit, zu überlegen, ob ich nicht irgendeinen Regionalzug zwischenzeitlich nach Duisburg nehmen sollte und von da schauen könnte, wie es weiter geht, oder ob diese auch Verspätung hätten. Das war leider nicht herauszubekommen. Angeblich hatten sie Verspätung, aber nicht so viel. Auch rief ich in Amsterdam an, um den Bossen mitzuteilen, dass ich wohl eine Stunde Verspätung haben würde. Andere Fahrgäste berichteten mir ein Lebensmüder sei vor die Gleise gesprungen und diese Information leitete ich direkt telefonisch weiter, denn wenn das keine gute Ausrede fürs zu spät kommen ist, was denn dann?

Die Stunde Warten war endlich vorbei. Der Zug kam allerdings nicht, sondern die Anzeige schaltete sich einfach um und kündigte nun 90 Minuten Verspätung an. Moment Mal, das kann mir die Bahn doch nicht erzählen, dass die erst in dem Moment als die 60 Minuten um waren, wussten, dass der Zug noch weitere 30 Minuten braucht?

30 Minuten später stand ich wieder am Gleis und wartete. Und zwar weit draußen, denn mein reservierter Platz war ganz vorne. Irgendwann kurz vor knapp kam dann eine Durchsage, dass der Zug von einem andern Gleis abfahren würde. Dummerweise hörte ich die Durchsage nicht, denn ich war ja weit draußen. Trotzdem habe ich es irgendwie dann doch noch in den Zug geschafft.

Und wollte schlafen. Ging nicht, an zwei Vierer-Tischen, saß eine Gruppe Anzugträger, die für ihre Firma unterwegs waren. Wahrscheinlich zum ersten Mal eine Geschäftsreise, jedenfalls waren sie sehr redselig, laut und primitiv. Zum ersten Mal ohne ihre Frauen unterwegs, dass muss man Nutzen, um der Welt in möglichst lauten Diskussionen zu zeigen, wie dumm man ist und was für ein unnützes Leben man führt.

An Schlaf war jedenfalls nicht zu denken. Ein Fahrkartenkontrolleur kam auch nicht vorbei, nur ab und an kam eine Durchsage, die die derzeitige Verspätung durch gab. Und die wurde immer länger, es blieb nicht bei 90 Minuten. Zwischendurch gab es bei Duisburg noch eine defekte Oberleitung, so dass wir dann irgendwann bei 118 Minuten Verspätung angelangt waren.

Das war dann wohl auch den Schaffnern zu viel und sie informierten, dass aufgrund der großen Verspätung der Zug nicht mehr bis nach Amsterdam fahre, sondern nur bis nach Utrecht und dann dort ausgesetzt würde.

Als ich dann in Utrecht am Bahnhof war, hätte ich schon 90 Minuten lang beim Vorstellungsgespräch sein sollen. Und da ich schon seit 7 Stunden auf den Beinen war, wollte ich mir noch schnell eine Kleinigkeit zu essen holen, bevor der Zug, der mich direkt an die Amsterdam Arena bringen würde, käme.

Ich informierte also noch einmal „die Bosse“, dass das Gespräch nun zwei Stunden später zustande käme und begab mich auf das Gleis. Auf dem allerdings nichts angeschrieben war. Nur eine Durchsage unterhielt mich in feinstem holländisch. Das ich dummerweise nicht verstand, aber wenigstens veranlasste, noch einmal in die Halle zu gehen und auf die große Anzeigentafel zu schauen. In der Tat, auch dieser Zug fuhr auf einem anderen Gleis ab – das machen die Bahnleute doch aus Spaß, oder? Aber nicht nur das, nein er hätte auch noch Verspätung.

Kurz zusammengefasst, ich kam also sage und schreibe 2 Stunden 45 Minuten nach dem vereinbarten Gesprächstermin dort an, völlig durchnässt, denn der Fußweg von der Amsterdam Arena dorthin, war dann doch noch etwas länger, als ich gedacht hatte.

Teil 3 ist hier.

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Wie man kein Vorstellungsgespräch organisiert | Reisebericht Amsterdam – Köln Teil 1

Folgendes war der Plan: Früh aufstehen, an den Bahnhof fahren, frühstücken und um 8:48 in den ICE steigen, der mich dann schnell Richtung Amsterdam bringt, wo ich an der Amsterdam Arena um 11:25 angekommen wäre und um 11:30 mein Vorstellungsgespräch absolvieren würde. Aber es kam dann doch anders.

Das frühe Aufstehen war überhaupt kein Problem, was an sich bei mir schon fast an ein Wunder grenzt. Das muss die Aufregung gewesen sein. Den zu kurz geratenen Schlaf würde ich im Zug nachholen können, ich penne da immer gleich ein.

Das erste Problem, dass sich mir in den Weg stellte, war die U-Bahn Station Chlodwigplatz. Die U-Bahnen haben ihre eigenen Spielregeln und der Fahrplan interessiert sie nicht die Bohne. Die Kölner wissen es, es fahren zwei Linien von dort, die 15 und die 16. Bis zum Barbarossaplatz fahren beide, ab da fährt die 15 auf den Ringen entlang und nur die 16 zum Hauptbahnhof.

Selbstverständlich war die Bahn, die als erste kam die 15. Na ja, kein Problem, warte ich eben noch etwas, zwei Minuten später soll ja die 16 kommen. Aber nix da, eine gefüllte Ewigkeit später kam eine Bahn, aber es war wieder die 15. Wieder wartete ich. Da aller guten Dinge drei sind, war auch die dritte Bahn die kam, nicht die von mir erwartete Bahn zum Hauptbahnhof.

Nun, ich hätte ja die 15 nehmen können und zum Barbarossaplatz fahren können und dort dann umsteigen, denn dort kommt aus einer anderen Richtung auch noch die 18 an, die dann zum Hauptbahnhof fährt. Vielleicht hätte ich da ein wenig Zeit sparen können. Hier tritt dann allerdings Murphys Law ein, denn sobald man in die 15 steigt und die Türen sich schließen, kommt dann sofort eine 16 und trudelt am Chlodwigplatz ein. Das stellt man allerdings erst am Barbarossaplatz fest, wo man um Umsteigen aussteigt. Allerdings liegen die beiden Plattformen sehr weit von einander entfernt, man muss ca. 200 Meter weit laufen und dazu noch Gleis und Ampeln überqueren. Wenn man also aus der 15 aussteigt und an der Kreuzung die schon lauernde 16 erkennt, dann ist es zu spät und man erreicht sie nicht mehr.

Man hätte sie erreicht, hätte man einfach am Chlodwigplatz gewartet. Aber hätte man am Chlodwigplatz gewartet, wäre sie einfach nicht gekommen. Ein Teufelskreis.

Irgendwann erreichte ich dann doch noch den Bahnhof, sogar zum Frühstück war noch Zeit. Ich schlang also ein Brötchen und goss einen Espresso herunter, hatte sogar noch Gelegenheit mir eine Zeitschrift zu kaufen. An dieser Stelle möchte ich mal erwähnen, dass der Zeitschriften-Laden im Hauptbahnhof eine Sauna ist. Wenn man sich mit dem Gepäck durch die Magazin-schnuppernden Leute zwängt herrscht eine gefühlte Temperatur von 70°! Da ist die Winterjacke auch nicht gerade förderlich.

Die riesige Fensterwand des Bahnhofs, durch die die ankommenden reisenden schon den tollen Dom erspähen können, diese imposante Fensterwand von der Größe eines IMAX-Kinos ist übrigens komplett zugeklebt mit einer einigen Weihnachts-Werbeanzeige von eBay. Igitt.

Aber ich schweife ab, ich wollte mir noch gerade einen frischen Saft holen, um die nötigen Vitamine zu erhalten. Da erhöre ich eine Durchsage, die ich nicht gerade gut anhört. Ein ICE habe 60 Minuten Verspätung aufgrund einer Gleissperrung. Zum Glück war es nicht mein ICE! Doch der Bahnhofssprecher meldete sich wieder: „Auch der ICE Nr. soundso nach Amsterdam wird mit einer Verspätung von ca. 60 Minuten eintreffen.“ ARGS – wie erreiche ich jetzt mein Bewerbungsgespräch?

Die Fortsetzung ist hier.

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Geheime Abmachungen der Illuminaten

Um die Weltherrschaft an sich zu reißen, gehen die Illuminaten in ganz ganz kleinen Schritten vor, die uns alsbald angreifbar machen werden. Zum Beispiel haben sie eine Abmachung mit der Deutschen Bahn und Familien mit schreienden Kindern.

Es ist nämlich so. Kurz bevor der Zug abfährt und man schon längst seinen freien ruhigen Sitzplatz gefunden hat, kommen 20 Elternpaare mit zwei bis 3 Lauten Kindern am Bahnsteig beim Zugführer an. Dieser teilt diese dann ein, damit nicht etwa ein Wagen voller schreiender Gören existiert, sondern dass in jedem Waggon mindestens eine laute Göre sitzt, um komplett jedem die Reise zu vermiesen.

So kriegen die uns.

Hübsche Polizistinnen und ein Kirchturm ohne Uhr

Eigentlich hatte ich noch viel Zeit, um den Zug am Bahnhof zu erreichen, doch dann dauerte es mal wieder ewig, bis die U-Bahn zum Hautbahnhof kam. Da ich kein Kleingeld hatte und auch nicht genügend Geld auf der Geldkarte, fuhr ich schwarz, da die Fahrkartenautomaten keine Scheine annehmen. „Selbst dran schuld, KVB“, dachte ich mutig.

Am Neumarkt stieg dann allerdings ein Mann mit einer KVB-Jacke ein, was mich veranlasste, auszusteigen, denn ich dachte, das sei ein Fahrkartenkontrolleur. Schon hatte ich nicht mehr viel Zeit, um rechtzeitig zum Bahnhof zu kommen, denn ich hatte mich jetzt den ganzen restlichen Weg durch die überfüllte Innenstadt zu kämpfen.

Deswegen konnte ich auch nicht zuschauen, wie ca. 10 Polizisten den Burger King stürmten – da habe ich eine gute Geschichte leider sausen lassen. Wenn es ein McDonald’s gewesen wäre, hätte ich ja vermutet, dass es mit meiner Bring-mir-den-Burger Geschichte zu tun gehabt hätte, aber so blieb mir nur eine klitzekleine Beobachtung: Mein Theorie ist nämlich, dass die Kriminalrate in Deutschland konsequent abnimmt, weil es immer mehr schöne Polizistinnen gibt. Obwohl – ohne Verbrechen hat man keine Chance auf Kontakt.

Ich hetzte weiter und wollte als der Dom in Sicht kam nochmals wissen, wie viel Zeit mir noch bliebe. Ich wohne schon seit 4 Jahren in Köln, aber jetzt fällt mir zum ersten Mal auf: der Kölner Dom hat ja gar keine Uhr! Was bringt den ein Kirchturm, wenn da noch nicht mal eine Uhr dran ist?

Ich war dann allerdings doch noch pünktlich am Bahnhof, zwar – ob des schweren Gepäcks auf meinem Rücken – gründlich durchgeschwitzt, aber dennoch. Ich hatte sogar noch Zeit mir etwas zu Essen zu kaufen und di Gleise zeitig aufzusuchen. Auf denen ich sogar feststellte, dass aufgrund von Verspätungen der Vorgängerzug sogar noch erreichbar war und ich eine halbe Stunde früher ankommen würde.

Alles super, leider war der Zug sehr voll, deswegen setzte ich mich ins Bistro, mir gegenüber ein Mann in bayrischen Trachten. Kurze Lederhose, hohe Socken, Filzweste und Knebelbart (also Kinnbart in Kombination mit gezwirbeltem Schnurrbart). Dieser stieg allerdings in Koblenz aus, was soll das denn?

Luftschlange stehen


Der Flieger von Mallorca nach Köln ist ganz schnell. Es sind viele, viele Kilometer zurückzulegen, doch in knapp 2 Stunden ist man da. Vom Flughafeneingang bis zum Sitzplatz im Flugzeug sind es Luftlinie schätzungsweise 200 bis 300 Meter. Allerdings braucht man für diese Strecke genauso lange wie für den gesamten restlichen Flug.

Zuerst muss man sich an den Check-in stellen und erst mal lange in der Schlange warten, danach geht es dann zur Passkontrolle. Wo man noch mal sich in eine riesige Schlange einreihen muss. Gürtel ausziehen, Notebook starten, Handgepäck und Kleingeld röntgen lassen, das gehört zum Pflichtprogramm.

Dann macht man sich auf den Weg zum Gate. Da gibt es diese tollen Rollbänder. Auf denen sich die deutschen Touristen breit machen, da sie nicht kapieren, dass sie nicht dazu da sind, damit man vollkommen einstellt einen Schritt vor den anderen zu setzen, sondern um schneller voranzukommen. Allerdings kommt man nach ein paar Metern nicht weiter, da alles voll gestopft ist, bleibt stehen und sieht, wie fleißige, nicht fußkranke Vielflieger nebenan auf dem regulären Weg dich überholen.

Am Gate muss man erst mal warten. Irgendwann wird das Gate geöffnet und es bildet sich schnell eine lange Schlange. Da man keine Lust hat endlos in der Gegend herumzustehen, will man warten, bis fast alle durch sind. Doch die Schlange wird einfach nicht kürzer und irgendwann hält man es nicht mehr aus und stellt sich an.

Die Dame die die Tickets kontrolliert ist in ihrer Langsamkeit unübertreffbar. Wenn sie an einem Kinoschalter arbeiten würde, würden die ersten Leute das Kino betreten können, wenn gerade der Abspann losgeht. Irgendwann ist man dann durch, doch leider kommt man da auch nicht ins Flugzeug, sondern muss erst mal auf einen Bus warten, der einen aufs Rollfeld bringen soll.

Wenn man dann im Bus ist, muss man wieder warten. Denn es kommen ja noch Nachzügler. Der Bus fuhr – kein Scherz – ungefähr 50 Meter bis zum Flugzeug. Tja, man durfte halt aus Sicherheitsgründen nicht selbst hinlaufen.

Alle steigen dann aus dem Bus aus, und auf den Treppen zum Flugzeug hinauf bildet sich wieder eine Schlange. Im Gang im Flugzeug dann auch, denn die Leute müssen ja unbedingt noch umständlich in ihrem Handgepäck herumkramen und herumräumen, anstatt sich erst mal zu setzen.

Da hilft auch nicht, dass die hinteren Reihen gebeten werden zuerst einzusteigen, da hält sich ja doch keiner ran. Ist ähnlich wie im Supermarkt, wenn eine neue Kasse aufmacht.

Vorurteile gegen Schweizer

Gestern bin ich mit dem Zug nach Zürich gefahren. In Köln war er sogar schon eine Viertelstunde vor der Abfahrtszeit da, so dass ich mir ganz bequem den Platz suchen konnte. Eine Viertelstunde nach der Abfahrtszeit stand er allerdings auch noch im Bahnhof. Der ICE wollte wohl noch ein bisschen den Kirchentag genießen, bevor er sich mit Verspätung in Bewegung setzte.

 

Irgendwann hat die Bahn doch mal mit so einer Statistik geworben, dass – waren es 90%? – fast alle Züge pünktlich seien. Also bei den Zügen, die ich benutze, ist genau die umgekehrte Statistik richtig. In 10% aller Fälle komme ich pünktlich an.

 

Jetzt aber, die große Überraschung, die Vorurteile, die wir gegen Schweizer haben, sind wahr. Die Verspätung wurde nicht aufgeholt. Bis zur Schweizer Grenze. In Zürich aber, kam der Zug exakt, auf die Minute genau, wie geplant um 19:58 Uhr an!!! Wie machen die das? Warum können die das und wir nicht? Wie können Schweizer gleichzeitig pünktlich und unendlich langsam sein – wie die Frau am Tramkartenschalter? Ich will das lernen, ich will hier bleiben, ich will Schweizer werden. Die Leute hier sind auch alle besser gekleidet und die Frauen sehen sowieso umwerfend aus. Dummerweise geht Sonntag schon der Zug zurück, ich muss meine Eltern besuchen. Der wird garantiert ab Deutschland Verspätung haben.

Reiseberichte Köln – Neustadt an der Weinstraße

Normalerweise verhält es sich so, wenn ich am U-Bahnhof Chlodwigplatz auf die Bahn warte: Typisch Murphys Law kommen grundsätzlich immer erst mindestens drei Bahnen aus der Richtung, in die ich fahren will, bevor eine Bahn kommt, die in die Richtung fährt, in die ich will – rein theoretisch ist das gar nicht möglich, es ist aber so. Ich habe das Gefühl, dass die Hälfte des Inhalts meines Lebens darin besteht, an der U-Bahn-Station Chlodwigplatz zu warten. Ich sollte die U-Bahn Godot nennen.

Aber letzten Samstag, als ich mich aufmachte, um meine Eltern in der Pfalz zu besuchen, machten sich die Kölner Verkehrsbetriebe und die Deutsche Bahn gemeinsam dran, es noch schlimmer zu machen und versuchten mit allen Mitteln, mir den Tag zu vermiesen.

Der Sachverhalt: Ich wollte um 16 Uhr in Neustadt ankommen. Dafür gab es zwei Möglichkeiten: Entweder die zweistündige Fahrt mit dem ICE oder die bedeutend billigere Fahrt mit dem EC am Rhein entlang, dreistündig. Also entschied ich mich für die günstigere Fahrt, Abfahrt Kölner Hauptbahnhof um 12.53 Uhr. Da die U-Bahn-Fahrt vom Chlodwigplatz zum Hauptbahnhof ungefähr 12 Minuten dauert und ich zu Fuß 5 Minuten vom Chlodwigplatz wohne, dachte ich, es reiche vollkommen, das Haus um ungefähr 12 Uhr zu verlassen.

Und so geschah es auch. Am Chlodwigplatz gibt es 3 Linien. Die 6, die 15 und die 16. Die 19 gab es auch mal, aber die scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Die 16 fuhr immer zum Hauptbahnhof, tut dies aber nicht mehr, die 15 fuhr noch nie zum Hauptbahnhof. Bleibt nur noch die Linie 6. Ich kam also um 12.07 Uhr an der Station an und stellte fest, dass die verdammte Bahn nur alle 15 Minuten fährt und das letzte Mal um 12.05 Uhr hätte kommen sollen. Da aber die KVB sich grundsätzlich verspätet und ja eine allgemein bekannte Tatsache ist, dass die auf dem Fahrplan angegebene Zeit, die einzige Uhrzeit ist, zu der ein Zug garantiert nicht kommt, hoffte ich, er würde noch kommen.

Also wartete ich die drei Züge aus der Gegenrichtung ab und dann kam ein Zug. Dummerweise Linie 16. Also wartete ich weiter, 12.20 würde die nächste Linie 6 kommen, 12.32 wäre ich dann am Bahnhof, das gäbe mir genug Zeit, mir noch einen Mittagssnack zu holen und gemütlich zum Zug zu schlendern.

Die nächste Bahn die kam war die Linie 15. Wieder nichts. Und dann wurde es 12.20 Uhr. Aber keine Linie 6 weit und breit. Einige Minuten später kam nochmals eine Linie 15, wie das? Und noch einige Minuten später wieder die Linie 16. Schließlich, um 12.32 Uhr, mit 12 Minuten Verspätung – also nachdem ich 25 Minuten auf eine Bahn warten musste, die alle 15 Minuten kommt – fuhr endlich meine Linie ein. Na gut, dann würde es also nichts aus dem Mittagssnack werden, aber wenigstens würde ich nicht meinen Zug verpassen.

Dummerweise wurde die Verspätung der Bahn auf dem Weg zum Hauptbahnhof noch größer, so dass ich erst 5 Minuten vor der Abfahrt meines Zuges am Hauptbahnhof ankam. Also rannte ich zum erstbesten Ticketautomaten, noch vor der großen Ankunftshalle. Mit dessen Tücke hatte ich nicht gerechnet.

Ich hätte mal zählen sollen, um ein Ticket am Automaten zu bestellen, muss man im Schnitt wohl an die 97 Tasten drücken, bei einer Mindestwartezeit von schätzungsweise 7 Minuten.
Vor allen Dingen dauert es schon mal ewig, bis man „Neustadt an der Weinstraße“ eingegeben hat, denn die ganzen Bahnhöfe, die einem bei „N“ und dann „NE“ und dann „NEU“ angeboten werden, kommen nicht mal ansatzweise aus der Pfalz. Nachdem ich dann endlich den Bahnhof eingegeben hatte, als Reisezeit „sofort“ (ein Hohn) und dann noch „1 Erwachsener“, „keine Rückfahrt“, „alle Verkehrsmittel“, „2. Klasse“, „Bahncard“, Bahncard 50″, „Bahncard 50, 2. Klasse“, „ohne Hund“, „Schuhgröße 48“ und „Nein danke, ich habe schon eine Lebensversicherung“ eingegeben hatte und die Uhrzeit rechts unten am Bildschirm unaufhörlich weitertickte, um mich zu informieren, dass mein Zug jetzt nur noch wenige Minuten von seiner Abfahrt entfernt war, informierte mich der Scheißapparat, dass – „jetzt neu!“ – Bezahlung mit Bahncard möglich wäre, sofern ich meine Daten im Online-Portal hinterlegt hätte. Hatte ich ja und ich dachte, ich könne damit Zeit sparen, wenn ich nicht noch lange umständlich meine EC-Karte und den Pin-Code und „bestätigen“ und und und…

„Bitte geben Sie ihr Geburtsdatum ein“, informierte mich der Fahrkartenautomat, nachdem ich ihm meine Bahncard fütterte. „Im Format TT/DD/JJJJ“. Also gab ich 28/02/1974 ein, denn ich bin an dem Tag geboren. Ist übrigens gar nicht so einfach, die richtigen Tasten zu treffen, bei einem langsam reagierenden Touchscreen. „Bitte geben Sie das korrekte Geburtsdatum ein.“, korrigierte mich der Apparat – wie, das korrekte Geburtsdatum? Ich weiß doch wohl genau, wann ich Geburtstag habe. Also noch mal, ganz vorsichtig 28/02/1974, aber wieder „bitte geben Sie das korrekte Geburtsdatum ein“. Und noch ein drittes Mal und ein viertes Mal. Dann: „Sie haben nicht das korrekte Geburtsdatum eingegeben, bitte wenden Sie sich an den Kundendienst 01805-********** (24cent/min).“ … aha … ich soll also der Bahn jetzt Geld zahlen, um sie zu fragen, wann ich denn nun wirklich geboren bin? Mittlerweile war es zwei Minuten vor Abfahrt. Ich gab auf, ich hätte ja noch die Verbindung heraussuchen müssen, Sitzplatzreservierung ja/nein angeben, die EC-Karte lesen lassen, die Pin-Nummer eingeben, die Karten ausdrucken lassen, die bahn.comfort-Bonuspunkte errechnen lassen oder ablehnen und dank Windows-Betriebssystem das alles mit jeweils einer halben Minute Bearbeitungszeit – das konnte ich vergessen.

Also entschloss ich mich, tiefer in die Tasche zu greifen, und den ICE eine Stunde später zu nehmen, dann hätte ich immerhin noch Zeit für einen Mittagssnack und ich würde dennoch nicht später ankommen und ich könnte mir noch in Ruhe eine Sitzplatzreservierung holen und alles gemütlich in den Fahrkartenautomaten eingeben, ich müsste nur verdammt noch mal einiges mehr für die Reise bezahlen.

Dummerweise war keine Sitzplatzreservierung mehr möglich. Na toll, wieder ein Samstag stehend im überfüllten Zug, da freu ich mich schon drauf.

Als ich dann endlich alles bezahlt hatte und mit dem Fahrkartenautomat die innige Beziehung beendete, ging ich in die Haupthalle und erblickte auf der Anzeigetafel, dass der EC für 12.53 noch gar nicht da sei, da er sich wenige Minuten verspäte! Ich hätte ihn also noch locker erreicht! Aber jetzt, da ich schon mal das teurere Ticket hatte, entschloss ich mich dann doch auf den ICE eine Stunde später zu warten und noch Essen zu gehen. Ich würde ja nicht später ankommen, war mein Gedanke – ein Fehler, wie sich später herausstellte.

Aber erst einmal ging ich futtern. Obwohl, ich fand nix! Es war alles überfüllt! Was machen denn so viele Menschen am Kölner Hauptbahnhof? Auch eine Gruppe von lustigen Junggesellinnen-Abschieds-Weibern war wieder da. Ungefähr 20 unglaublich hässliche Frauen, alle in schwarz gekleidet, mit einer weißen Krawatte und einem Roger-Cicero-typischen Hut. Der Sinn dabei blieb einem fremd. Ich finde ja, es gibt nur eine einzige Sache, die noch unlustiger ist als Karneval. Genau, Junggesellinnen-Abschiede. Ja, Junggesellen-Abschiede auch.

Weiter ging die Suche nach etwas Essbarem. Bevor der Kölner Bahnhofsvorplatz umgebaut wurde, gab es da zwei Imbissbuden, die eine mit den weltberühmten Kartoffelpuffern. Die sind jetzt weg, stattdessen ist eine schöne große Treppe und ein großer Platz mit viel Platz da – zugegebenermaßen sieht es tatsächlich viel besser aus als vorher – aber was bringt ein großer Platz, wenn da nix drauf ist? Wie wäre es mit einem großen Platz mit zwei Imbissbuden?

Also schaute ich beim Ausgang auf der anderen Seite nach. Tatsächlich, da war ein „Kartoffel-König“, das muss es doch sein. Bei näherem Hinschauen wurde aber klar, dass der Kartoffel-König nur Bratwürste und Pommes hatte. Keine Kartoffeln. Keine Puffer. Warum heißt er dann Kartoffel-König, verdammt noch mal?

Schließlich fand ich mich bei Pizza-Hut ein, wo mir dann auch prompt ein Schild auffiel, dass mir gefiel: „Hier gilt absolutes Rauchverbot!!! Dies verstößt gegen die Hygienevorschriften der Mitropa GmbH“.

Was? Das Rauchverbot ist gegen die Hygienevorschriften? Also sind Pizza-Hut die Rebellen? Und überall sonst soll im Bahnhof bei der Essenszubereitung bitteschön gepafft werden, was das Zeug hält? Kein Wunder, dass der Mitropa-Kaffee so kacke schmeckt, die mischen da bestimmt Zigarettenasche unter.

Dann fiel mir ein, dass ich doch vielleicht mal meinen Eltern Bescheid sagen sollte, dass ich mit einem anderen Zug ankomme, der nicht am Vorort-Bahnhof halten wird, ich daher am Hauptbahnhof abgeholt werden müsse. Ich schaute auf das Display und sah: „Nur Notruf möglich.“ Na das ist ja wieder mal Köln Weltstadt, kein Handyempfang auf dem Bahnhof.

Endlich war es so weit, ich stieg in den Zug, den ICE um 13.54 Uhr! Jippie! Nanu – er war zum größten Teil leer. Warum hab ich dann keine Reservierung bekommen? Na macht nichts, endlich ging die Fahrt los.

Aber nur kurz. Eine Dreiviertelstunde später blieb der Zug stehen, mitten in einer schrägen Kurve, und der Schaffner informierte uns per Durchsage, dass es einen Verdacht auf einen Erdrutsch vor uns gegeben hätte und die Bundespolizei das erst überprüfen müsse, er würde uns auf dem laufenden halten, die Bundespolizei sei auf dem Weg und es würde eine Verspätung von ca. 10 Minuten geben.

Fünf Minuten später meldete sich der Schaffner wieder und sagte, dass er seine Durchsage noch mal wiederholen wolle und so sagte er brav noch mal dieselben Informationen, alles gleich, bis auf die Länge der Verspätung, nun sagte er, dass es in 15 Minuten weiterginge.

Fünf Minuten später meldete sich der Schaffner wieder und präzisierte seine Durchsage. Ein vorausgegangener Zug hätte den Verdacht gemeldet, dass im vor uns liegenden Tunnel ein Erdrutsch sei, die Bundespolizei müsse nun überprüfen, ob wir die Fahrt überhaupt fortsetzen können, sie würden mit Scheinwerfern den Tunnel durchleuchten und die Verspätung würde ab jetzt noch circa 25 bis 40 Minuten dauern und sobald es neue Informationen gebe, werde er sich wieder melden.

Fünf Minuten später fuhren wir los, nanu? Direkt auf den Tunnel zu. Ohne neue Informationen. Ein lustiges Gefühl, aber wir fuhren nicht direkt in einen Erdrutsch rein, nein, es gab gar keinen Erdrutsch.

Die weitere Fahrt verlief reibungslos, was Erdrutsche angeht, allerdings stieg in Frankfurt ein Mann zu und setzte sich auf meine Höhe auf die Sitzreihe an der anderen Seite. Dann steckte er seine Kopfhörer ins Radioprogramm der Bahn und stellte auf möglichst laut. Gut – das was aus so einem Kopfhörer dringt ist nicht wirklich laut, eine leise Konversation von Fahrgästen drei Reihen weiter ist lauter, allerdings drängen aus diesen Kopfhörern nur leise, mittige, rauschige Frequenzen heraus, ein Geräusch, das mich absolut in den Wahnsinn treibt. Wenn der Typ statt Kopfhörern einen Ghettoblaster auf der Schulter hätte, würde mich das wohl weniger nerven. Es ist, als würde irgendjemand sich neben Dich setzen und mit Flüsterstimme die ganze Zeit singen. Das ist doch noch beängstigender als „The Sixth Sense“.

Jedenfalls hab ich mir ab da vorgenommen, ab jetzt solche Leute einfach anzustarren, bis sie reagieren, und wenn sie reagieren, einfach weiterzustarren, bis sie gehen. Ich dachte, das sei effektiv, also starrte ich los. Nach 10 Minuten des Starrens gab ich auf. Der Kerl hörte ja laut Musik, hatte also überhaupt keinen Anlass, mal zu mir herüberzuschauen und tat es auch nicht.

Also dachte ich mir, vielleicht sollte ich ab jetzt solche Leute konsequent ständig mit kleinen Papierkügelchen bewerfen, bis sie reagieren, und wenn sie reagieren, einfach weiter zu werfen, bis sie gehen. Bevor ich starten konnte, kam dann allerdings eine Durchsage: „Verehrte Fahrgäste, hören Sie kurz zu. Sollte sich unter Ihnen ein Polizeibeamter befinden, kommen sie bitte in den Wagen 26, im vorderen Zugteil.“

Nun gut, ich war zwar nicht im Wagen 26, dennoch lies ich lieber meine Aktion sein. Aber das nächste Mal traue ich mich!

Da wir mittlerweile eine 30-minütige Verspätung hatten, kam erneut eine Durchsage, die bedauerte, welche Anschlusszüge wir nicht erreichen würden, uns aber gleichzeitig mitteilte, dass sie uns leider keine anderen Anschlüsse nennen könne. Aus diesem Grund sei auf der Mitte des Bahnsteigs in Mannheim ein „mobiler Reiseservice“ eingerichtet, der uns kostenfrei kalte und heiße Getränke geben würde und uns über die Anschlussmöglichkeiten informieren würde. So ganz funktionierte die Idee aber nicht, wenn hunderte Zuggäste auf drei einsame Service-Mitarbeiter zustürmen, um Anschlüsse zu erfragen. Das dauert Stunden und die Anschlusszüge sind dann auch weg. Vor allen Dingen wenn weitere hunderte von Fahrgästen, die gar keinen Anschluss brauchen, bei denselben drei Mitarbeitern auftauchen, um kalte und heiße Getränke abzustauben.

Nach Neustadt nahm ich dann die S-Bahn.

Auch schauen: Hier erfahrt ihr Alles über die Deutsche Bahn

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