Bring mir den Burger lieber nicht
Heute habe ich eine Webseite entdeckt, die wirklich selten bescheuert ist. Kaum ein Superlativ reicht aus, um zu beschreiben, was für ein dummer Unfug dahinter steckt und wie unnötig das Ganze ist. Nein, ich rede nicht von meiner eigenen Webseite, sondern von www.bring-mir-den-burger.com – ich wollte zunächst gar nicht auf die Seite verlinken, um sie nicht noch populärer zu machen, aber da dorthin sowieso gerade alle Welt linkt, fällt mein kleiner Beitrag gar nicht auf.
Zur Erklärung: Angeblich ist da ein Typ (könnte auch eine Frau sein), ein Azubi, der sehr gerne bei McDonald’s isst. Allein dafür gehört er schon belangt. Wenn Du McDonald’s liebst, dann schäm dich und stell dich in die Ecke, aber mach keine Webseite! Allerdings reicht es dem jungen Mann nicht, da ständig vorbeizulaufen, nein, er will es auch noch nach Hause geliefert bekommen. Er fordert einen McDonald’s Lieferservice. Na klar, jeder anständige 400kilo-Koloss hat da ja auch ein natürliches Anrecht drauf, also was soll man tun, wenn einem das Futter verwehrt wird? Richtig, eine Petition organisieren.
Petitionen gibt es haufenweise, meist bringen sie gar nichts, Online-Petitionen bringen aufgrund ihrer Natur sowieso nichts, aber normalerweise steckt wenigstens ein wahrer Grund dahinter. „Helft Darfur!“, „Stoppt den Krieg!“, „Die chinesische Mauer muss weg!“ oder irgendwelche anderen Umwelt-, Politik- oder Menschenrechtsthemen. Aber Burger? Soll sich jetzt der Bundestag damit befassen und bestimmen, dass McDonald’s seinen fettigen Müll ausliefern muss?
Aber damit nicht genug. Der Typ gibt auch noch an, von seinem eigenen Geld, 20 McDonald’s-Fraß – Gutscheine an die ersten 5000, die sich eintragen zu verlosen. Also Unterschriften gegen Bezahlung. So wird eine Petition erst richtig wirkungsvoll.
Moment mal, noch mal drüber nachdenken. Er macht kostenlos Werbung für McDonald’s, trägt die Hosting- und Traffic-Kosten und gibt auch noch von seinem eigenen Geld 200 Euro einfach so weg, weil er halt mal gerne einen McDonald’s Lieferservice hätte? Und vergisst nicht dabei ständig zu betonen, dass so ein Service mit einem Aufpreis verbunden sein sollte? Und das als armer Azubi? Da stimmt doch was nicht…
Wer steckt wirklich hinter der Seite? Manchmal spricht der Dicke von sich, manchmal von „wir“. Und Hauptsache man trägt sich ein, keine Angst, „Eure Daten werden nicht verkauft oder für irgendwelche Spam Zwecke missbraucht! Wir behandeln Eure Daten absolut vertraulich! Diese Seite ist eine private Seite mit dem Wunsch nach einem Mc Donalds Lieferservice.“
Genau, und deswegen hat die Seite auch kein Impressum. Okay, wer schwärzt ihn als erstes an? Wieder mal ein paar Anwälte, die sich schnell eine goldene Nase verdienen können. Und dann benutzt er auch noch die Logos von McDonald’s selbst. Obwohl er konsequent „McDonalds“ ohne Apostroph schreibt (McDonald’s selbst schreibt sich mit Idioten-Apostroph. Wahrscheinlich genau deswegen). Also auch eine Copyrightverletzung.
Oder etwa doch nicht? Ist das vielleicht alles eine Viral-Marketing – Kampagne von McDonald’s selbst, die kurz davor stehen, einen Lieferservice anzubieten? Damit sie dann groß verkünden können: „Das Volk hat gesprochen, McDonald’s hat gehört! Ab jetzt liefern wir für 10 Euro pro Burger direkt nach Haus! Ja, das wollt ihr, doch, doch, doch, doch!“
Die Vermutung liegt nahe. Wenn dem tatsächlich so sei, dann sollten sich die Anwälte erst recht schnell dran setzen, denn dann ist bedeutend mehr zu holen. Und bedeutend mehr Schaden anzurichten. Fast Food must die!
Aber wenn dem wirklich so ist, verteufele ich jetzt schon wieder die typisch deutsche Werbeagentur, die dahinter steckt und sich für ach so kreativ und listig hält. Nee Jungs, ihr seid genauso unkreativ wie Dieter Hallervorden lustig ist. Wenn ihr wirklich kreativ währet, dann würdet ihr Theater machen oder Gedichte schreiben, aber nicht in der Ballaballa-Werbung herumlungern, der einzigen Branche mit mehr Vollidioten pro Quadratmeter als das Privatfernsehen.
Oder die Lösung liegt doch wieder ganz woanders. Denn wenn man nach dem Domain-Inhaber sucht, dann wird der von einem „Whois“-Guard anonym gehalten. Sammelt da vielleicht einfach jemand E-Mail-Adressen? Müsste mal jemand nachschauen, ob sich kürzlich jemand nicht nur die Domain, sondern auch die Markenrechte für „Bring mir den Burger“ geholt hat.
Auf jeden Fall hoffe ich, dass das Ganze mächtig in die XXL-Hose geht.
Neueste Kommentare