Heute mussten meine beiden Pilgerinnen ohne Frühstück auskommen, weil ich gestern das Brot aufgebraucht habe und kein Neues gekauft habe. Und sie wissen nicht, wo hier eine Bäckerei ist, die schon um 6 Uhr aufhat. Und ich habe mich nicht aus dem Schlaf reißen lassen, weil die eine mit ihrem Geschnarche das jede Nacht lauter wird mir die ganze Nacht zerstört hat. Als ich um ca. 2:30 wegen des Schnarchkraches nicht einpennen konnte, nahm ich mein Handy, stöpselte die Kopfhörer ein und hörte Radio – auf der höchsten Lautstärkestufe. Das Schnarchen übertönte es trotzdem. Also entschied ich mich um 3:30 aufzugeben und spazieren zu gehen, zog die Hose an und das Schnarchen hörte auf. Deswegen gibt es kein Frühstück. Und wer sein Geschirr nicht spült, bekommt sowieso nix mehr.
Gestern, während des Fußballspieles, schaltete ich mal kurz zum WDR. Dort lief „klingendes NRW“ live vom Weltjugendtag. Und wenn das, was ich da sah, die Erlösung ist, dann möchte ich lieber ewig in der Hölle schmoren – mit Freuden. Es liefen „De Höhner“, ein Kölner Karnevalsband, mit so einem drolligen Schnauzbartsänger, gemeinsam mit der „Jungen Sinfonie Köln“ und „Mama Afrika“ (zu Deutsch: „Mach mal eine Frikadelle“), einer dieser afrikanischen Trommel- und Tanzgruppen, die Afrika wahrscheinlich nur vom Hörensagen kennen und mit dem Vorurteil, dass eine dunkle Hautfarbe automatisch Rhythmus im Blut bedeutet, ihr Geld verdienen.
Also Höhner spielte Pop, dazu ein paar Streicher und Afrikaner, die auf Trommeln klopften (die man sowieso nicht hörte, denn es war alles Playback) und Afrikanerinnen in Baströckchen, die dazu tanzten. Die Sicht auf die durchaus ansehnlichen Tänzerinnen wurde allerdings vom katholischen Jugendschutz verstellt – nein, durch die alternden Schnauzbart-Spaßköppe vom Rhein. Der Text war allerdings das allerschlimmste, irgend so ein Hand-in-Hand-Balsam-Schnulze-We-Are-One-World-Hoffnungs-Pathos-Gemetzel in drei Sprachen: deutsch, englisch und kölsch. Wobei die Höhner eigentlich nur Kölsch können, und das Englisch wie Kölsch mit künstlichem Kaugummi-„R“ klang. Also wenn die Amerikaner das gehört hätten, hätten Sie bombardiert.
Danach wurde es aber noch schlechter. So etwas nennt man ein Wunder, denn wie soll so etwas möglich sein? Es kam „Michael Vogdt und Paderborner Kinder“ mit einem Lied aus einem Christpop-Musical, dass die Welt im Sturm erobert. Na ja, Schlagzeilen macht. Vom Paderborner Wochenblatt. Kleine Kinder spielten Ringelreihen, während er das Lied von „10 kleinen Engeln“ sang. Flankiert von 2 schönen engelsgleichen Backgroundsängerinnen. Na gut, die eine sah eher aus wie ein Elefant, aber auch Elefanten brauchen Engel. Mit einem unsicheren Step-Touch-Step-Touch quälten sie sich rhythmisch unsicher durch das seichte Lied und Michael musste aufpassen, dass ihm statt „Engel“ nicht aus Versehen mal „Neger“ rausrutschte. Das kann man gar nicht in Worte fassen, wie die ganze Veranstaltung war, aber Roberta Kelly, Gospelsängerin rief es nach ihrem Auftritt der Weltjugend zu: „Jesus hat Euch lieb, Kinder, und ich auch!“
Heute kommt ja der Papst, ich gehe da mal hin. Ach was, soll er doch zu mir kommen, wenn er was will. Würde ja gerne die beiden Pilgerinnen heute Abend mit einem Joint begrüßen, ist ja auch nix anderes als Weihrauch, hab aber leider nix.
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